■ Music Production Tips
SCHRITT-FÜR-SCHRITT ANLEITUNG: WIE MAN EINEN SONG MASTERT
Nachdem du dich schon damit auseinandergesetzt hast, wie man Audio bearbeitet und wie man Musik mischt, ist Mastering der letzte Schritt in dem Ton-Nachbearbeitungsprozess.
Musik-Produzentin Gemma Whitfield erklärt was es bedeutet, ein Track zu mastern, warum Mastering nötig ist, und zeigt uns Schritt-für-Schritt wie man ein Track mastert.
WAS IST MASTERING?
Mastering ist der letzte Schritt in dem Musikbearbeitungsprozess. Musik zu mastern bedeutet, dass der schon gemischte Track zum professionellen Niveau aufgebessert wird – der Track soll so gut wie möglich werden, und damit auch für die Distribution fertig sein.
IST ES NÖTIG, EIN SONG ZU MASTERN?
Mastering hat einige wichtige Funktionen. Dadurch werden deine Tracks lauter und voller, und der Klang wirkt dadurch hochwertiger. Seit den 1940er Jahren wurde kommerzielle Musik lauter und lauter (der ‚Loudness War‘ oder ‚Lautheitskrieg‘ genannt) – ein kurzer Blick über den Wellenformen verschiedenen Ausgaben des ABBA-Liedes ‚Super Trouper‘ zeigt der bekannte Trend über mehreren Jahrzehnten:
Wenn du deine Musik masterst, stellst du sicher, dass deine Tracks sich auszeichnen und mit dem ‚vollen‘ Klang von den meisten zeitgemäßen Tracks mithalten können.
„Mastering ist das, was deine Tracks Tiefe, Schwung, Klarheit und Lautstärke gibt.“ – Matt Forger, Tonmeister & Produzent (Michael Jackson, Quincy Jones)
Ein weiterer Vorteil von Mastering ist die Sicherheit, dass unser Song sich auf dem möglichst breiten Umfang an Anlagen spielen lässt – ob teurer Studio-Monitoren, eine Auto-Audioanlage, oder günstige Inohr-Kopfhörer. Musik wird durch viele mögliche Geräte konsumiert, und das hat ein Einfluss auf der Soundqualität. Natürlich haben wir keine Macht darüber, welche Boxen sich die Hörer*in aussucht, doch können wir unsere Tracks optimierten, damit die überall ein toller Klang haben.
BEDEUTET MASTERING NUR LAUTSTÄRTKE?
Mastering geht nicht nur um die Lautstärke deines Tracks. Dennoch kann Mastering dein Sound eine gewisse Übereinstimmung schaffen.
Zum Beispiel hast du genügend Tracks für ein Album – normalerweise willst du, dass die Songs irgendwie zusammenpassen, und dass das Ganze eine einheitliche Story erzählt. Beim mastern schaust du dir die Songs als ein Stuck an, damit du die besten Entscheidungen triffst, um das beste von allen Tracks zu zeigen. Deshalb kann Mastering auch ein kreativer Prozess sein, in dem jede/r Tontechniker*in einzigartig arbeitet, genauso wie beim Mischen.
„Meine Arbeit als Mastering-Technikerin ist zu sichern, dass die Musik eine Geschichte erzählt.“ – Emily Lazar, Musikerin & Mastering-Technikerin (Destiny’s Child, SZA, David Bowie)
IST ES SCHWIERIG, MUSIK ZU MASTERN?
Wer Musik auf dem Profi-Niveau mastern möchte, muss viel üben, denn es ist schwierig. Allerdings kannst du schon heute anfangen zu lernen, wie man ein Song mastert, durch meine Schritt-für-Schritt Ton-Mastering Anleitung für Anfänger*innen.
DEINE SCHRITT-FÜR-SCHRITT ANLEITUNG
1. BEREITE DEIN TRACK VOR
Als erstes müssen wir zusichern, dass unser Track für die letzte Mastering-Schritt bereit ist. Mastering löst keine mix-gebundene Probleme, darum ist es äußerst wichtig, dass die Abmischung fertig ist.
Wir müssen erst schauen, dass unsere Levels über alle Tracks solide sind – das heißt, keine Übersteuerung, und ausreichende Platz für zusätzliche Lautstärke (‚Headroom‘, oder ‚Aussteuerungsreserve‘), die wir eventuell während des Mastering-Prozesses dazugeben. Beim Stereoausgang sollte der höchste Pegelspitze etwa -4dB sein, an der lautesten Stelle des Songs.
Sobald wir mit dem Mix zufrieden sind, müssen wir den Track in Stereo, in einem verlustfreien Format wie WAV oder AIFF exportieren.
N.B: Bei manche DAWs hat man an dieser Stelle die Option, den Track zu ‚normalisieren‘ – das müssen wir aber nicht machen, da es der Zweck unser darauffolgende Mastering besiegen würde.
2. ACTIVES ZUHÖREN
Jetzt haben wir unser Stereo-Track in einem verlustfreien Format und können schon anfangen. Eröffne eine neue Session und ziehe die Audiodatei rein. Räume alle möglichen Ablenkungen weg und höre dir dein Track mit kritischen Ohren vom Anfang bis Ende an. Notiere alles, was dich auffällt: wie klingen die Tiefen (d.h. bass und kick)? Klingt es verschwommen oder klar? Was ist mit den Höhen? Klingen die Becken blechern oder dünn?
Als Anfänger*in, könnte es eine Herausforderung sein, exakt festzustellen worauf du genau beim Hören achten musst. Viele Produzent*innen benutzen ein referenz-track als Leitung während des Mastering-Prozesses. Ein professionell gemischt- und gemasterte Track, womit du deine Arbeit vergleichen kannst, kann dir viel dabei helfen, fokussiert zu bleiben und diene Musik zum profi-Niveau zu erheben.
Ziehe dein referenz-Track einfach in deinem DAW rein und A/B teste die zwei Tracks, während du sie anhörst – was sind die Unterschiede? Was hörst du beim Referenz-Track, was du auch (oder gar nicht) in deinem Track hörst?
Das Zuhören ist eine Fähigkeit, die jede/r Techniker*in meistern muss – aber wie jede Fähigkeit, das Geschick zuzuhören braucht Zeit. Optische Hilfsmittel kann uns auch bei Entscheidungen helfen. Die meiste DAWs haben auch eine graphische Analyseprogramm, was und das Frequenzspektrum unseres Tracks anzeigt. Scheinen die tiefen Frequenzen deines Tracks viel höher als die von deinem referenz-Track?
MultiMeter Analyzer – ein Standard-Plug-in von Logic Pro X
3. EQ DEINE MASTER TRACK
Bei der Equalization (EQ) stellt man die Lautstärke bestimmten Frequenzen (oder ein Frequenzbereich) ein, um der Sound zu fertigen, durch Abschneiden (subtraktive EQ) oder anheben (additive EQ).
Die meiste DAWs beinhalten ein stock EQ-Plugin – hier benutzen wir das ‚Linear Phase EQ‘ von Logic Pro.
Der Linear Phase EQ – ein Standard-Plug-in von Logic Pro X
Mithilfe der Notizen, die wir uns beim Hören gemacht haben, können wir anfangen, den Track zu formen: brauchen wir mehr oder weniger von den Tieffrequenzen? Haben die hi-hats genügend ‚Luft‘?
Dabei ist die Feinheit sehr wichtig – wir sollen nicht um mehr als 3dB kürzen oder anheben, weil wir den Mix nicht radikal verändern wollen. An dieser Stelle geht es mehr darum das zu verbessern, was schon da ist.
4. KOMPRIMIER DEIN MASTER TRACK
Nun wollen wir die Dynamik mit etwas Komprimierung beherrschen. Der Zeil der Komprimierung ist, der Lautstärkeumfang des Tracks zu reduzieren, somit wird die durchschnittliche Lautstärke erhöht und mehr Energie dazugegeben, damit das ganze lauter klingt.
Genauso wie beim EQ-Prozess, müssen wir jetzt feinsinnig arbeiten, weil der ganze track komprimiert wird. Fang mit einem niedrigen Verhältnis zwischen etwa 1,5:1 und 3:1 an. Benutze eine langsame Attack-Zeit, eine schnelle Release-Zeit, und dann nach deinem Geschmack feinjustieren. Steiger die Threshold, bis du die optimale ‚Dickheit‘ hast. Setze ‚makeup gain‘ ein, um mögliche Lautstärkeverlust auszugleichen.
Der Logic Pro X Compressor
Generell wollen wir ungefähr 2dB ‚gain reduction‘, aber nicht mehr als 4dB. Höre dir den Track immer wieder an und vergleiche den mit deinem Referenz-Track – als Anfänger*in, wird vieles davon durch Ausprobieren gemacht, sei aber vorsichtig! Wenn es zu aggressiv klingt, bist du vielleicht zu weit gegangen.
5. BEGRENZUNG
Begrenzung sollte immer der letzte Prozess im Mastering-Kette sein. Der Zeil der Begrenzung ist, die allgemeine Lautstärke so viel wie möglich zu erhöhen, ohne Qualität zu verlieren. An dieser Stelle bringen wir unser Track auf der Industrie-Lautstärkeniveau, damit es mit allen anderen Liedern im Radio konkurrieren kann.
Begrenzung ist ähnlich wie die Komprimierung, aber wie der Name impliziert setzen wir eine ‚grenze‘ dafür, wie laut der klingen kann, indem wir eine ‚brick-wall‘ Ratio benutzen. Diese sichert optimale Lautstärke und verhindert Übersteuerung (oder ‚clipping‘).
Unser Track sollte bei 0dB sitzen – also erstens stellen wir den Output-Level leicht darunter (auf etwa -0,8dB) ein. Generell wollen wir ungefähr 2-4dB gain reduction – also lass uns den Gain aufdrehen, bis wir den Punkt erreicht haben.
Der Logic Pro X Limiter (Begrenzer)
6. EXPORTIEREN
Jetzt haben wir der Ton festgelegt, die Dynamik kontrolliert, und die wahrgenommene Lautstärke erhöht – jetzt wird es Zeit, unser Master zu exportieren!
Exportiere den Track als eine Verlustfreie (WAV oder AIFF) Datei. Laut professionellen Ton-Vorschriften sollte die Resolution bei 16 Bit liegen und der Audio-Samplerate sollte 44,1kHZ sein. Wir können den Track auch als mp3-Datei exportieren. Dithering (‚POW-r #2 Noise Shaping‘ ist eine beliebte Konfiguration) sollte an sein, um Übersteuerung zu verhindern. Wir brauchen den Track immer noch nicht zu ‚normalisieren‘, da wir das ja gerade in unseren Mastering-Prozess gemacht haben.
Und das war’s schon – du hast deinen Track gemastert! Du sollst dir dein Master an vielfaltige Plattforme anhören, um sicher zu stellen, dass es überall gut klingt: probiere es mal im Auto aus, mit deinem billigsten Kopfhörer und im Studio. Falls etwas immer noch nicht richtig klingt – geh zurück und fange nochmal von vorne an, optimiere deine Settings und immer mit deinem Referenz-Track vergleichen.
WAS BEDEUTET ‚REMASTERED‘?
Remastering bedeutet, man nimmt eine bestehende Aufnahme und macht daraus eine neue Version, die besser als das Original klingt. Remastering kann gemacht werden, um die Klangqualität zu verbessern, um die Equalization oder andere akustische Eigenschaften zu verändern, oder um die Aufnahme nützliche für bestimmte Zwecke zu machen, zum Beispiel für das Auflegen.
Genau wie mischen, Mastering ist ein individueller Prozess, die von jede/r Techniker*in einzigartig gemacht wird. Manche Produzent*innen fügen ihr eigene kreative Elemente dazu, und benutzen weitere Methoden oder Prozessen wie Saturation oder Stereo Widening – diese sind aber nicht nötig. Du kannst gerne ein paar Plugins von dritten ausprobieren, um herauszufinden, was für dich funktioniert.
Diese Anleitung wird dich beim Anfang helfen – aber Mastering ist eine komplexe Fähigkeit, die Jahrelange Übung braucht, zu verbessern. Obwohl es von Vorteil ist, wenn man grob weiß wie man die eigene Songs mastert, ist es trotzdem empfehlenswert in einem professionellen Tontechniker, die oder der sich auf Mastering spezialisiert, zu investieren. Alternativ kannst du eine online AI mastering Dienst wie zum Beispiel den von LANDR oder Soundcloud – Powered by Dolby ausprobieren.
Wenn du weder Platz noch Equipment zuhause hast, kannst du bei den weltweiten, stundenweise buchbare Tonstudios von Pirate lernen, deine Musik zu bearbeiten, mischen und mastern.