■ Music Production Tips
SIND MENTORSHIP-PROGRAMME ENTSCHEIDEND FÜR DIVERSEN LINEUPS?
Wir haben uns mit Lilia (Mitgründerin von Femme Bass Mafia) getroffen, um DJ-Mentoring, und wie solche Initiativen die elektronische Tanzmusikszene beeinflussen können, zu besprechen.
Laut der FACTS 2022 Umfrage von female:pressure werden im Jahr 2022 die Lineups von elektronischen Musik Festivals zu 26,9% von Künstlerinnen besetzt. 1,3% der befragten Künstler*innen waren nicht-binär, 9,1% waren gemischte Acts, und 59,1% waren männlich. Was man sich dabei rauszieht, war ähnlich wie in vergangenen Jahren – obwohl sich die Lage bezüglich Diversität der Festival Lineups über das letzte Jahrzehnt deutlich verbessert hat, sind männliche Künstler immer noch überrepräsentiert.
Eine Liste der möglichen Maßnahmen, die Festival-Organisator*innen in Betracht ziehen können, findet man auch in dem 2022 female:pressure Bericht. Eins davon geht um die Förderung von Wissensaustausch bei Veranstaltungen in der elektronischen Tanzmusik:
„Wenn ihr Kapazitäten habt, bindet auch Diskussionen und Programme für Wissensaustausch ein, um Diversität und Inklusion in der elektronischen Musikbranche zu fördern…“
Da fragt man sich: sollten manche diesen Wissensaustausch-Initiativen gezielt für diverse Menschen angeboten werden? Und wenn wir mehr diverse Menschen beibringen, wie sie im elektronischen Musikszene einsteigen können, können wir dann in der Zukunft diversere Lineups erwarten?
Letzen Endes ist die elektronische Musikszene immer noch überwiegend mit weißen Cis-Männer gefüllt, daher sind Workshops, Kurse und selbst Clubs, die offen für alle sind, anscheinend mehr einladend für die Mehrheit.
KURZ VORGESTELLT: FEMME BASS MAFIA
Um mehr über den Bedarf für „Safe Spaces“ in Bildungsräume der elektronischen Musik zu erfahren, haben wir uns mit Lilia von Femme Bass Mafia – eine Gruppe, die genau das anstrebt – ausgetauscht:
„Bei FBM ist unser Ziel, Raum und kreative Freiheit für FINTA (Frauen, Intergeschlechtliche, nichtbinäre, trans, und agender Personen) zu bieten. Wir streben an, sicherere Räume zu schaffen, die frei von Beurteilung und Konkurrenz sind, damit Leute ihr DJ-Reise starten können und sich beim Lernen wohl fühlen.“
Lilia verdeutlicht, dass die Werte, die Femme Bass Mafia anstrebt, sind die gleiche die sie auch gerne in der breiteren Szene reflektiert sehen würden, die alle Mentorship und Beistand zwischen Künstler*innen fördern:
„Der Praxisanleitungsaspekt fördert viele Kernwerte, die wir gerne in der Szene verbreiten würden: Unterstützung, Kommunikation, Spaß und Bildung…“
Außerdem, vielleicht im Kontext der Pandemie, weist Lilia darauf hin, dass Mentorship am besten in physische Räume funktioniert:
„Nach unserer Erfahrung ist es viel mehr produktiv von jemanden persönlich zu lernen.“
Femme Bass Mafia versuchen es auch nicht, in die bereits etablierte Berliner Szene einzubrechen. Stattdessen fokussieren sie sich auf einen Sound, der weniger üblich ist, um neue diverse DJs dahinzuschaffen, wo es schon Platz gibt, im Gegensatz zu wo der Markt schon gesättigt ist:
„So wie in unseren Namen steht, wollen wir Selektionen unterstützen, die über die Standard Berlin Techno und House hinausgehen. Der Stadt fehlt ein wenig Bass Sound, der von Großbritannien, aber auch von manchen Szenen in den USA, beeinflusst wurde.“
Lilia erklärt, dass die Bass-Szene nicht nur in Berlin, wo Femme Bass Mafia tätig ist, weniger markant ist, sondern entwickelt sich die globale Szene auch eher als ein Männerdominierte Bereich:
„Die globale Bass-Szene mangelt kritisch an Diversität hinter dem Pult, und unser Ziel ist es, Menschen die Möglichkeit zu geben, ihr Platz dort zurückzugewinnen.“
FEMME BASS MAFIA MENTORSHIP-PROGRAMME
Die Mentorship-Programme selbst von Femme Bass Mafia hat sich über die Zeit verwandelt: am Anfang war es einen allgemeinen Introduktions-Workshop, von leidenschaftlichen Freiwilligen veranstaltet, nun jetzt ein ausführlicher geförderter Kurs, jedoch immer noch von Freiwilligen getrieben:
„Anfangs war das Programm als drei-monatige Express-Mentorship gedacht, und ging nur darum das Werkzeug bereitzustellen, DJ- und Radio-Wissen beizubringen, und ein paar Verbindungen zu Gleichgesinnten aufzubauen.
Beim Starten des Projektes habe ich eine abschnittsweise Strategie gefolgt und habe mich darauf fokussiert, die Gruppe von sieben Mentorinnen zu organisieren, damit sie die erste Gruppe unterrichten konnten, über mehrere Locations in Berlin verteilt. Das Kernteam wurde schließlich größer, und noch zwei großartige Mentorinnen, Luzie und Marie, kamen dazu, was mehr Kapazität bedeutet hat.
Das Programm hat sich langsam in einem ausführlichen, sechsmonatigen Kurs verwandelt, in dem mehrere Themen von psychischer Gesundheit bis hin zu den Sozialen Medien umfasst werden. FBM fing dann auch an Showcases in Berliner Clubs zu veranstalten, und wir sind jetzt Residents bei RSO Berlin, was ich mir nie am Anfang vorgestellt hätte.
Wir hoffen weiter diesen Pfad zu folgen, und nebenbei unsere Bildungsprogramm zu verfestigen, und mehr Verbindungen mit unserer Community durch Club- und Netzwerk-Veranstaltungen zu schaffen. Langfristig hoffen wir natürlich, ein unabhängiges Projekt zu werden, und uns zu diversifizieren, zum Beispiel als Agentur oder ähnliches.“
FEMME BASS MAFIA ABSOLVENTEN
Obwohl solche Programme im Hintergrund arbeiten, um die Zukunft der Tanzmusikbranche zu verändern, wer sich überlegt das Femme Bass Mafia Programm beizutreten, sollte sich nicht unter Druck fühlen:
„Der Zeil nach dem Programm ist nicht von Bedeutung, solange die Leute ihre Zeit in dem Programm genießen. Natürlich lieben wir es zuzuschauen, wie unsere Absolventen wachsen und ihre Flügel ausbreiten und ihre ersten selbstständigen Gigs bekommen, aber am Ende, solange sie etwas daraus bekommen haben, etwas gelernt haben, was sie schon immer wollten, dann sind wir genauso glücklich und dankbar, sie im Programm gehabt zu haben“
Bei alles, was Femme Bass Mafia macht, ist Community eher an der Spitze, und diese Community schließt auch Hobby-DJs mit ein, sowie die, die ein Club-DJ Karriere verfolgen:
„Momentan würden wir sagen, etwa 80% unseren Absolventen suchen Gigs und legen weiter auf, währenddessen andere machen es nur manchmal, behalten es als Hobby, oder teilen Musik auf andere Art und Weise, zum Beispiel in Radio, in Bars oder andere Veranstaltungen in der kreativen Branche. Schön ist, dass wir alle immer im Kontakt bleiben, teilen Möglichkeiten miteinander, und bleiben ein wachsender Freundeskreis.”
ENGAGIERT EUCH MIT FBM
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