■ Music Production Tips
WIE MAN EINE DJ-BIOGRAFIE SCHREIBT
DJ und Promoter Will Bradbury erklärt, was eine gute DJ-Biografie ausmacht. Er beschreibt, wie man sich als DJ vorstellt und die eigene Biographie in eine breitere Marketingstrategie einbindet.
Wenn du - so wie ich - vielleicht nicht so gut darin bist, dich selbst zu verkaufen, ist das nicht wirklich die spannendste Aufgabe, die du zu Beginn deiner DJ-Karriere erledigen musst. Vielleicht denkst du, dass eine Biografie gar nicht so wichtig ist. Wer wird die denn schon lesen?
Nun, wenn du gebucht wirst, werden die meisten Leute schon etwas mehr über dich wissen wollen. Vor allem die Veranstalter, die dich letztendlich bezahlen und dich hoffentlich einem neuen Publikum vorstellen.
Du magst vielleicht schon eine Handvoll Mixe auf SoundCloud veröffentlicht haben, aber um Hörer wirklich anzusprechen, brauchst du einen Text, der sie neugierig macht und sie anregt, sich deine Sachen mal anzuhören.
Wenn du deinen ersten Plattenvertrag bekommst oder dich eine Bookingagentur aufnimmt, kann sich dein Manager/Booking-Agent um die gesamte DJ-Pressemappe und deine Bio kümmern. Aber bis dahin musst du die Arbeit wohl oder übel selbst in die Hand nehmen.
STARTPUNKT
Die London Sound Academy definiert eine DJ-Bio folgendermaßen:
"Ein Textstück, das dich als Künstler vorstellt, von deinem Hintergrund, Musikstil, deinen Auszeichnungen und Erfolgen erzählt, was du derzeit machst und was deine Zukunftspläne sind."
Wahrscheinlich hast du dir über viele dieser Themen noch gar keine Gedanken gemacht, also ist es ein guter Zeitpunkt, dir folgende Fragen zu stellen: Was möchte ich mit meinen DJ-Sets erreichen? Warum spiele ich die Musik, die ich spiele? Was sind meine Ziele, lang- und kurzfristig? Das sind alles Dinge, die du in deine DJ-Bio einbringen solltest.
Schreibe eine Liste mit den besten Sets, die du gespielt hast. Dazu dann Mixe, die du aufgenommen hast und mit welchen Künstlern/Labels/Szenen, du in Verbindung stehst (nur solche, mit denen du auch tatsächlich arbeitest und nicht solche, bei denen du es dir wünschen würdest). Wenn du Leute kennst, die das schonmal gemacht haben, würde ich dir empfehlen, diese zu fragen. Auch Leute in der Musikindustrie könnten dir helfen - schließlich ist es oft schwer zu wissen, wie man auf andere wirkt.
Auch in diesem Bereich kopieren alle großen Künstler sich gegenseitig. Lass dich inspirieren und schaue dir Websites von RA oder anderen Booking-Agenturen an und lies dir die Biografien deiner Lieblingskünstler durch, um eine Idee zu bekommen, welchen Stil du anstreben möchtest. Natürlich kannst du die Zeile "Regelmäßig in der Panorama Bar (Berghain)" nicht wirklich übernehmen (es sei denn, es trifft auch auf dich zu), aber das Durchsuchen solcher Websites gibt dir auf jeden Fall eine gute Vorstellung davon, was du in deine Biografie aufnehmen solltest und was nicht, wenn auch vielleicht zu Beginn noch mit einer weniger eindrucksvollen Liste an Referenzen.
DEN STIFT AUFS PAPIER SETZEN
Sobald du dir etwas Klarheit verschafft hast, wird es Zeit, mit dem Schreiben zu beginnen. Am Anfang solltest du dich auf etwa 300 Wörter beschränken, was einer halben DIN-A4-Seite entspricht, und den Text am besten wie unten beschrieben formatieren. Und, wie jeder PR-Fachmann sagt, ist es gut, die 3er-Regel zu beherzigen - ein Aufbau, sowie ein Schreibprinzip, das psychologisch erwiesenermaßen einprägsam und wirksam ist.
1. Intro & Slogan Ein paar kurze Sätze, die kurz und prägnant sind, um den Leser direkt zu vermitteln, wer du bist und was du tust.
Es ist sehr wichtig, so viel Schlagkraft wie möglich in die Einleitung zu packen - denk daran: Wenn sich die Leser oder Promoter nur an eine Sache aus dem Lesen deiner Bio erinnern können, dann sind es die ersten Worte. Was macht dich einzigartig? Die Bio von Avalon Emerson ist kurz: "Triple Scorpio Supernova". Was nicht nur sehr einprägsam ist, sondern auch alles aussagt, was man über sie wissen muss. Eine Vorstellung von ihren Interessen (eine nerdige Besessenheit von Astrologie), ihrem Sound (außerirdisch, synthielastig, jenseitig) und ein bisschen von ihrem Sinn für Humor und Charakter.
2. Hauptteil Jetzt ist es an der Zeit, die wichtigsten Errungenschaften aus deiner Liste herauszusuchen und diese in einem Absatz, der deine bisherigen Fähigkeiten und Erfolge beschreibt, zusammenzufassen.
Dieser Teil enthält die meisten Informationen und wird wahrscheinlich doppelt so viel Zeit in Anspruch nehmen wie deine Intro, ist aber wahrscheinlich auch am einfachsten zu schreiben. Sei ganz ehrlich - woran hast du dir deine Zähne ausgebissen? Welche Musik hast du bisher veröffentlicht und mit wem? Wo hast du gearbeitet? Welche Medien/Künstler/Institutionen haben dich gefördert? Anstatt diese Punkte einfach nur aufzuzählen, solltest du jedoch darauf achten, dass du leidenschaftlich rüberkommst und alles in eine schöne Geschichte verpackst.
3. Dein Werdegang Das ist das Sahnehäubchen - auch hier reichen ein paar kurze Sätze aus, um die Sache für diejenigen, die sich die Mühe machen, bis zum Ende zu lesen, schön abzurunden.
An diesem Punkt solltest du über etwas Persönliches schreiben, zum Beispiel woran du gerade arbeitest oder was du in der Zukunft vor hast (gib ihnen Lust auf mehr!).
DINGE, DIE DU VERMEIDEN SOLLTEST
Lügen - wenn dein Gewissen dich nicht davon abhält, sollte es die Angst davor sein, dass man dich bloßstellt. Wenn du wirklich nicht in dem einen Club gespielt hast, nicht die Aufmerksamkeit von X erlangt hast oder Y nicht unterstützt hast, weil der Gig ins Wasser gefallen ist, dann lass es einfach weg. Bleib bei den Fakten.
Übertreiben - ähnlich wie oben, tu's einfach nicht. Wenn du dich zu jemanden aufbläst, der du nicht bist, wird man das sofort merken, sobald du an den Decks spielst.
Klischees - wenn du wirklich auffallen willst, helfen sie dir nicht weiter.
Verwendung von Mikrogenres - Normalerweise bin ich ein Fan von Exaktheit, aber in diesem Fall solltest du dich nicht in eine Schublade stecken lassen. Besser wäre es, wenn du deinen Sound in Adjektiven beschreibst, und damit Gefühle zu vermitteln, als eindeutig aufzuzählen, welche Genres du spielst.
Namedropping - Wenn du einige wichtige Einflüsse, Clubs und Acts nennst, mit denen du zu tun hattest, ist das in Ordnung, aber übertreibe es nicht und vermeide auf jeden Fall alles, was in die Richtung geht wie: "Ihr Gespür dafür, eine Tanzfläche mit Krachern wie (…) zu befeuern" - Das ist cringe!
WIE DU DICH ALS DJ VERMARKTEST
Sobald du mit deinem Text zufrieden bist (und deine Freunde beim Anblick deines Lebenslaufs nicht mehr zusammenzucken), musst du für dich entscheiden, auf welchen Plattformen du deine DJ-Bio veröffentlichen willst.
Auf deiner RA-Seite solltest du auf jeden Fall die ganze Bio stehen haben, aber für deine Socials und dein SoundCloud musst du sie vielleicht zu einer kürzeren Version zusammenfassen - denke an den Slogan von Avalon Emerson.
Wenn du dich an Promoter und Leute wendest, die dich buchen möchten, wird deine DJ-Bio Teil einer umfassenderen DJ-Pressemappe. Du fragst dich jetzt vielleicht, wie man eine DJ-Pressemappe erstellt... Glücklicherweise ist das ganz leicht: Bring’ deine lange Bio mit deinen Pressefotos in einer PDF-Datei zusammen, inklusive Links zu deinen Mixen - ganz einfach.
UND ZU GUTER LETZT
Als Letztes ist es wahrscheinlich eine gute Idee, deine Bio zu optimieren und zu aktualisieren, sobald du weitere beeindruckende Meilensteine erreichst und Erfahrungen sammelst - sowie beim Lebenslauf.
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