■ Music Production Tips
IWD ’22: Der Kampf gegen den Gender-Bias bei Gigs
Zur Unterstützung des diesjährigen Internationalen Frauentags haben wir unsere Community von Live-Künstler*innen und DJs gefragt, wie wir die verzerrte Wahrnehmung in der Konzertbranche begradigen können.
In unserer englischsprachigen Online-Diskussion „Break The Bias“ mit Vanessa Maria und TYSON am 30. März um 19:00 Uhr (GMT)/ 14:00 Uhr (EST)/ 11:00 Uhr (PST)/ 20:00 Uhr (CET) reden wir weiter über die von der Pirate-Community angesprochenen Themen. Melde dich hier an, um an der Diskussion teilzunehmen.
Die Bevorzugung männlicher Künstler ist ein andauerndes Problem in der Musikindustrie. Um das zu verdeutlichen, haben sich Instagram-Accounts wie womenallergyclub und lineupswithoutmales gegründet. Sie sind Line-ups mit nur sehr wenigen (oder nur symbolischen) Künstlerinnen einfach leid.
In diesem Umfeld werden Frauen, die tatsächlich gebucht werden, auf ganzer Linie mit Vorurteilen konfrontiert. In einer kürzlich von Pirate durchgeführten Umfrage gaben 98 % der befragten Frauen an, schon einmal unter Auftrittsangst gelitten zu haben – bei ihren männlichen Mitstreitern sind es 28 % weniger. Darüber hinaus nannten viele ihr Geschlecht als eine spezifische Ursache.
Im Folgenden schauen wir uns an, warum Frauen in der Musikbranche anfälliger für Auftrittsangst sind als Männer und was man dagegen tun kann.
SEXISMUS IN DER KONZERTBRANCHE
Die männlichen Befragten führten ihre Auftrittsangst größtenteils auf den Leistungsdruck, Probleme mit dem Equipment, die Drogen- und Alkoholkultur und fehlenden Raum zur Entspannung zurück.
Für Künstlerinnen werden all diese genannten Ängste noch durch die Tatsache, dass sie in der Veranstaltungsbranche eine geschlechtliche Minderheit darstellen, verschärft. Ein*e Live-Künstler*in wies darauf hin, wie schwierig es sein kann, nicht als "weißer heterosexueller Cis-Mann" aufzutreten:
"Auf der Bühne zu stehen, ist sehr entblößend und man ist verletzlich – vor allem, wenn man in irgendeiner Weise von der Norm abweicht (und für Live-Musiker*innen kann das einfach bedeuten, sich nicht als weißer heterosexueller Cis-Mann zu präsentieren).
Wenn Auftritte generell nicht in einem geschützten Raum stattfinden, kann sich ein Live-Auftritt wie eine Konfrontation mit dem Publikum anfühlen, und in so einer Lage zu sein, kann sehr schwierig sein."
Eine DJ gab an, ihre Auftrittsangst rühre vom Gefühl, mit männlichen DJs "konkurrieren" zu müssen. Eine andere beschrieb, dass sie sich ängstlich fühle, wenn sie "in neuen und unbekannten Räumen" als "einzige Frau im Line-up" auftrete. Eine dritte DJ beschrieb die Isolation, die sie bei Auftritten empfand:
"Als Frau in einer männerdominierten Branche von Männern umgeben zu sein, kann Angst auslösen – vor allem, wenn die sich alle kennen."
LÖSUNGSVORSCHLÄGE
Die Befragten machten Vorschläge, wie sich die Musikindustrie verändern könnte, um Künstler*innen mit Auftrittsangst, die oft mit Themen wie Vielfalt, Räumen und der Haltung zu Drogen/Alkohol zu tun hat, besser zu unterstützen.
VIELFALT
Ein*e Künstler*in forderte nicht nur größere Diversität im Line-up, sondern schlug auch vor, dass Veranstalterinnen und Betreiberinnen sich für vielfältigere Tanzflächen einsetzen sollten:
“Gigs sollten sicherer und einladender für unterschiedliche Menschen gemacht werden. Es ist ermüdend für Musiker*innen, wenn sie das Gefühl haben, dass sie auf ihre Fans aufpassen müssen, weil die Security Frauen belästigt. Es ist schwierig, sich gegen Hass zu wehren, wenn die eigene Arbeit und Leidenschaft auf dem Spiel stehen”
RÄUME
Eine weitere oft genannte Antwort auf die Frage, was Veranstalter*innen und Betreiber*innen tun können, um die Angst vor Auftritten zu lindern, war die Bereitstellung eines gemütlichen Aufenthalts- oder Ruheraums oder einer Garderobe, in denen sich die Künstler*innen vor und nach ihrem Auftritt entspannen können:
"Gebt uns einen ruhigen, stressfreien Raum, um uns vorzubereiten. Eine abschließbare Tür, gute Beleuchtung, ein Spiegel, ein ordentlicher Platz zum Aufhängen der Kleidung und ein sicherer Ort zur Aufbewahrung von Wertsachen wären sehr hilfreich."
HALTUNG ZU DROGEN UND ALKOHOL
Die Einstellung zu Drogen und Alkohol bei Auftritten und in der gesamten Branche wurde ebenfalls als zentrales Thema genannt.
Ein*e Künstler*in nannte als Hauptursache für ihre Auftrittsangst, dass ihr "ständig Alkohol angeboten wird". Ein*e Musiker*in an schlug vor, die "Entstigmatisierung der Sucht“ als eine Möglichkeit der Branche zu nutzen, Künstler*innen besser zu unterstützen.
“Die Branche sollte daran arbeiten, die Stigmatisierung von psychischen Problemen zu bekämpfen und die Sucht zu entstigmatisieren, da sie ein weit verbreiteter Bewältigungsmechanismus im Nachtleben ist, um mit dem intensiven Lebensstil umzugehen.”
DISKUTIERE MIT
In unserer englischsprachigen Online-Diskussion „Break The Bias“ mit Vanessa Maria und TYSON am 30. März um 19:00 Uhr (GMT)/ 14:00 Uhr (EST)/ 11:00 Uhr (PST)/ 20:00 Uhr (CET) reden wir weiter über die von der Pirate-Community angesprochenen Themen. Melde dich hier an, um an der Diskussion teilzunehmen.
Stimmen aus dem gesamten musikalischen Spektrum und von allen Geschlechtern sind willkommen.
Wenn du dich als Künstler*in im Vereinigten Königreich überfordert fühlst oder einfach jemanden zum Reden brauchst, ruf Music Minds Matter unter 0808 802 8008 an oder besuche deren Website hier.